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1 \chapter{Theoretische Grundlagen}
2 \label{Theoretische Grundlagen}
3
4 \section{Grundwasserkontaminationen}
5
6 Unterschieden nach der Art des Eintrags von Kontaminationen in Boden und Grundwasser können diese
7 punktuell oder diffus auftreten. Ein typisches Beispiel für eine diffuse Quelle stellt zum Beispiel
8 die Überdüngung landwirtschaftlicher Flächen dar. Sie führt zu einer flächenhaften Verschmutzung
9 und ist nicht eindeutig einem Verursacher zuzuordnen. Typsche punktuelle Quellen sind Altstandorte,
10 Altlasten oder Unfälle. Es gibt einen Eintrittspunkt (Quelle) von welchem aus sich eine
11 Schadstoffahne im Abstrombereich des Gundwassers ausbildet.
12
13
14 Die Kontaminanten können grob in drei Klassen unterteilt werden: Stoffe die sich in Wasser lösen,
15 Stoffe die sich nicht in Wasser lösen und eine kleinere Dichte haben (Light Non-Aqueous Phase
16 Liquid, LNAPL), Stoffe die sich nicht in Wasser lösen und eine größere Dichte haben (Dense
17 Non-Aqueous Phase Liquid, DNAPL).
18 Wasserlösliche Stoffe sind relativ unproblematisch da sie sich schnell verdünnen und in der Regel
19 auch gut abbaubar sind. Auch die LNAPLs sind meist gut sanierbar, da sie durch die geringe Dichte
20 auf dem Grundwasser aufschwimmen und somit in Oberflächennähe bleiben, wo sie gut erfasst werden
21 können. Das größte Problem stellen die DNAPLs dar, zu denen auch der hier untersuchte Schadstoff
22 gehört.
23
24
25 Gelangt ein Schadstoff in den Boden und das Grundwasser, verteilt er sich dort in horizontale und
26 vertikale Richtung. Die Ausbreitung (Migration) ist abhängig von chemisch-physikalischen Prozessen
27 wie Lösung im Grundwasser, Absorbtion/Desorbtion und Ionenaustausch mit der Bodenmatrix und
28 physikalischen Reaktionen wie Sickerung, Advektion, Diffusion und Dispersion. Sickerung erfolgt
29 bedingt durch die Schwerkraft , hauptsächlich in vertikale Richtung. Advektion ist die Ausbreitung
30 in Richtung der Grundwasserströmung. Mit der Diffusion erfolgt eine Verteilung abhängig vom
31 Konzentrationsgefälle des Stoffes. Die Dispersion beruht auf den unterschiedlichen Fließbahnen
32 durch die Strucktur und Anordnung der Bodenpartikel und der damit verbundenen unterschiedlichen
33 Fließgeschwindigkeit im Boden. Diese Prozesse sind zum einen bedingt durch stoffspeziefischen
34 Größen wie Konzentration und Verteilung, Löslichkeit, Dichte und Viskosität, Mobilität und
35 Flüchtigkeit, Reaktivität mit Wasser und anderen Stoffen, Langzeitverhalten und Stabilität. Zum
36 anderen von den Randbedingungen die durch den Standort vorgegeben werden wie Geologie und
37 Hydrologie. \cite{Lachler}
38
39
40 DNAPLs sinken aufgrund ihrer hohen Dichte unter den Grundwasserspiegel ab, wo sie sich durch ihre
41 Hydrophobie zusammenlagern. Sind große Mengen von Schadstoff zusammengelagert, die vom Grundwasser
42 überströmt werden spricht man von ''Pools''. Dies tritt dann auf, wenn die Migration durch eine
43 undurchlässige Bodenschicht (z.B. Ton, Gips) unterbrochen wird. Im Gegensatz dazu stehen die
44 ''Blops''. Das sind kleine Tröpfchen die sich aufgrund ihrer Hydropphobie  im Porenzentrum bilden
45 und dort durch Kapillarkräfte festgehalten werden. Häufig sind sie über den Schwankungsbereich des
46 Grundwasserspiegels verschmiert, man spricht dann von Residualsättigung.
47
48 % Bildränder noch mal neu bearbeiten unf einfügen
49
50 \begin{figure}[t]
51 \centering
52 \includegraphics[scale=0.35, trim=0.5cm 1cm 0cm 0cm]{bilder/Ausbreitung}
53 \caption[Ausbreitung]{Ausbreitung von DNAPLs im Boden, verändert nach Stupp}
54 \end{figure}
55
56 Trotz seiner geringen Wasserlöslichkeit, löst sich der Schadstoff im Grundwasser langsam auf und
57 kann so zur Verschmutzung großer Wassermengen führen. Bedingt durch die Strömung in einem
58 Grundwasserleiter bildet sich dann eine Schadstofffahne aus. Die Konzentrationen in der
59 Schadstoffahne überschreiten häufig gesetzliche Grenzwerte zum Beispiel der Trinkwasserverordnung
60 und das über einen oft unüberschaubaren Zeitraum hinweg, da das Reservoir groß und der Abbau oder
61 die Verdünnung auf ein unschädliches Maß sehr klein ist. Daher stellen sie eine potentielle
62 langfristige Gefahr da und müssen mit Hilfe technischer Maßnahmen beseitigt werden.
63
64
65 \section {Sanierungsverfahren}
66
67 Das Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) nennt in § 2 Abs. 7 zur Sanierung technischer Natur Maßnahmen
68 \begin{enumerate}
69 \item zur Beseitigung oder Verminderung der Schadstoffe
70 \item die eine Ausbreitung der Schadstoffe langfristig verhindern oder vermindern, ohne die Schadstoffe zu beseitigen
71 \item zur Beseitigung oder Verminderung schädlicher Veränderungen der physikalischen, chemischen oder biologischen Beschaffenheit des Bodens
72 \end{enumerate}
73 Also in anderen Worten eine Beseitigung der Ursachen, eine Sicherung des Schadstoffquelle, oder die
74 Beseitigung der Schadwirkung. Wobei die Sanierung der Schadstoffquelle immer im Vordergrund stehen
75 sollte, soweit ökonomisch und technisch durchführbar, denn nur so wird die größte Menge des
76 Schadstoffes entfernt und ein weiterer Eintrag in das Grundwasser und somit weitere Schäden
77 dauerhaft vermieden.
78 Es gibt neben diversen Sicherungsverfahren eine Vielzahl von verschiendenen Sanierungsverfahren zur
79 Grundwassersanierung. Die Sanierungsverfahren lassen sich einteilen in chemische, thermische,
80 mikrobiologische, hydraulische, pneumatische und separierende Verfahren. Bei den
81 Sicherungsverfahren unterscheidet man Deponierung, Einschließung, Schadstoffbindung und
82 hydraulische Sicherung.
83 Dabei geht mittlerweile der Trend hin zu einer schadstoffspezifischen Behandlung. Das heißt, das
84 Sanierungskonzept wird auf den Schadstoff, die Grundwasserchemie und die Standortbedingungen im
85 einzelnen angepasst.\cite{Lachler}
86
87 Um einen Schadstoff aus dem Boden zu entfernen gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten: Die
88 Ex-Situ-Verfahren und die In-Situ-Verfahren. Bei den Ex-Situ-Verfahren wird das gesamte belastete
89 Erdreich abgetragen und gereinigt oder sicher deponiert. Bei den In-Situ-Verfahren wird nur der
90 Schadstoff im Untergrund entfernt oder unschädlich gemacht.
91
92 \subsection {Ex-Situ-Verfahren}
93
94 Ex-Situ-Verfahren sind nur dann geeignet, wenn eine eher kleinräumige und oberflächennahe
95 Verschmutzung vorliegt bei denen grundwasserführende Schichten nicht betroffen sind. Ist der
96 Schadensstandtort überbaut sind sie zu dem in der Regel gar nicht möglich. Sie sind aufwändig und
97 teuer, da im Verhältnis zum Schadstoff viel Boden abgetragen und gereinigt oder entsorgt werden
98 muss. Die Reinigung kann vor Ort (on-site) oder an anderer Stelle (of-site) erfolgen.
99
100
101 \subsection {In-Situ-Verfahren}
102
103 Für Verunreinigungen, die weit in den Boden eingedrungen sind, bereits das Grundwasser verunreinigt
104 haben oder schwer zugänglich sind bieten sich eher die In-Situ-Verfahren an.
105 Hier lassen sich die aktiven von den passiven Verfahren unterscheiden. Bei den passiven Verfahren
106 wird einmalig in das Grundwassersystem eingegriffen, z.B. durch Einbringen einer ''reaktiven Wand''
107 oder einer Migrationssperre. Bei den aktiven Verfahren wird kontinuitlich Energie und/oder
108 Chemikalien in das Grundwassersystem eingebracht. Das wichtigste bzw. häufigste aktive
109 In-Situ-Sanierungsverfahren ist das Pump-and-Treat-Verfahren. Dabei wird Grundwasser an die
110 Oberflächer gefördert, gereinigt und wieder zurückgeführt. Um schnell und effizient arbeiten zu
111 können, müssen hier allerdings die zu entfernenden Schadstoffe gut wasserlöslich sein.
112 Um schlecht wasserlösliche Stoffe mittels Pump-and-Treat aus dem Grundwasser entfernen zu können,
113 bedarf es lösungsvermittelnder Chemikalien. Das können Alkohole, Tenside, Elektrolyte,
114 wassermischbare Lösemittel, Polymere oder Komplexbildner sein. Diese bewirken eine Verbesserung der
115 Solubilisierung und/oder Mobilisierung des Schadstoffs durch Reduktion der Grenzflächenspannung
116 zwischen DNAPL und Wasser. Außerdem ist es möglich, dass der Lösungsvermittler in den Schadstoff
117 eindringt, sich mit ihm vermischt und so die Dichte reduziert. Die Grundwassersanierung mit
118 Tensiden bietet grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit besteht darin, die
119 Löslichkeit des DNAPLs in Wasser zu erhöhen, so dass eine Emulsion entsteht, die dann abgepumpt
120 werden kann. Die zweite Möglichkeit zielt darauf ab, den DNAPL zu mobilisieren und als Phase zu
121 entfernen.
122
123 \subsection{Mobilisierung und Solubilisierung}
124
125 Mobilisiert wird ein Schadstoff dann, wenn die Grenzflächenspannung zwischen Schadstoff und Wasser
126 soweit herabgesetzt wird, dass er sich als zusammenhängende Phase bewegt.
127 Eine Mobilisierung findet immer zu einem gewissen Teil statt, unabhängig von der
128 Tensidkonzentration. Bei der Zugabe einer hohen Tensidkonzentration bildet sich eine tensidfreie
129 DNAPL-Front. Diese Methode ist sehr effizient in Hinblick auf die kleinen benötigten Porenvolumina
130 der Spüllösung und damit die kurze Sanierungszeit und die niedrigen Kosten. Allerdings wird die
131 zusammenhängende DNAPL-Phase nicht mehr wie die einzelnen ''Plobs'' durch die Kapillarkräfte
132 gehalten. Hydraulisch ist sie schlecht zu kontrollieren. Es besteht grundsätzlich die Gefahr einer
133 unerwünschten vertikalen Mobilisierung. Dadurch können weitere, tiefer liegende Bereiche
134 kontaminiert werden, deren Sanierung dann nur schwierig zu bewerkstelligen ist.
135
136
137 Von Solubilisierung spricht man wenn die Wasserlöslichkeit von hydrophoben Schadstoffen durch
138 Zugabe eines Lösungsvermittlers  erhöht wird.
139 Die Solubilisierung des Schadstoffs ist eine weniger effiziente Sanierungsmaßnahme als die
140 Mobilisierung, da weniger Schadstoff auf einmal entfernt werden kann und daher mehr Spülgänge nötig
141 sind. Dafür wird die Gefahr der vertikalen Mobilisierung des Schadstoffs verringert. Zudem ist ein
142 solches Tensidsystem relativ unspezifisch im Vergleich zu einem System für die Mobilisierung und
143 daher leichter herzustellen. Am effizientesten sind Mikroemulsionsysteme. Mikroemulsion zeichnen
144 sich durch eine extrem niedrige Grenzflächenspannung zu Öl- und Wasserphase und daher einen sehr
145 hohen Solubilisierungsgrad (Supersolubilisierung) aus. Mikroemulsionssysteme sind außerdem
146 thermodynamisch stabil, das heißt sie entmischen sich nicht wie gewöhnliche Makroemulsionen und
147 lassen sich somit hydraulisch gut steuern.
148 Aber auch  wenn keine Mikroemulsion gebildet wird, steigt die Solubilisierungsrate zunächst mit
149 zunehmender Tensidkonzentration an. Sie kann jedoch nicht beliebig gesteigert werden, da ein
150 fließender Übergang zwischen Solubilisierung, Mittelphasenmikroemulsion und Mobilisierung besteht.
151
152 %Das Solubilisierungspotential ist umgekehrt proportional zur Erniedrigung der Grenzflächenspannung
153 %fließender Übergang. Daher ist es möglich sehr hohe Solubilisierungsraten zu erreichen auch wenn
154 %das Mikroemulsionsfenster nicht exakt eingestellt werden kann. Dafür besteht aber auch die Gefahr
155 %das es unerwünscht zu einer vertikalen Mobilisierung kommt, also der Schadstoff der Schwerkraft
156 %folgend in tiefere Schichten absinkt. (Altlastenforum)
157
158 \subsection{Mischungssysteme und ternäre Phasendiagramme}
159
160 Das Drei-Komponenten-System Wasser-NAPL-Tensid bildet bei niedrigen Tensidkonzentrationen zwei
161 Phasen: eine wässrige und eine NAPL-Phase. Bei hohen Tensidkonzentrationen bildet sich nur eine
162 Phase. Der Zusammenhang zwischen Solubilisierung und Mobilisierung lässt sich gut anhand der
163 Betrachtung eines ternären Phasendiagramms erläutern. %Am kritischen Punkt tangiert die kritische
164 Konode und teilt das Phasendiagramm in das Einphasengebiet oberhalb und das Mehrphasengebiet
165 unterhalb der Konode. Im Einphasengebiet ist die Mobilisierung dominant, im Mehrphasengebiet
166 existieren unterschiedliche Effekte zur gleichen Zeit. In der Nähe der Wasserachse ist bei kleinen
167 Tensidkonzentrationen die Solubilisierung dominant, aber in der Nähe des kritischen Punktes
168 koexistieren Mobilisierung und Solubilisierung.
169
170
171
172 Die Binodalkurve unterteilt das Phasendiagramm in das Einphasengebiet oberhalb und das
173 Zweiphasengebiet unterhalb der Kurve. Die Konoden die das Zweiphasengebiet durchschneiden,
174 verbinden zwei zusammengehörende Punkte. Entlang der Konoden bleibt die Zusammensetzung und die
175 Oberflächen- bzw. Grenzflächenspannung (OFS) gleich, lediglich die Volumina variieren.
176 Am kritischen Punkt tangiert die kritische Konode, für die wie für alle Konoden gilt, dass
177 Konzentration und Grenzflächenspannung konstant sind. Im Fall der kritischen Konode gilt $OFS=0$.
178 Direkt oberhalb der kritischen Konode sind die Komponenten vollständig Mischbar, unterhalb der
179 kritischen Konode liegt das Mikroemulsionsgebiet in dem die höchsten Solubilisierungsraten erreicht
180 werden. Nach unten ist dieses durch die Binodalkurve vom Zweiphasengebiet getrennt. Alle drei
181 Gebiete fallen am kritischen Punkt zusammen. (Abbildung 2.1)
182
183
184 Wird nun eine Spüllösung mit einer Tensidkonzentration unterhalb der kritischen Konode injiziert,
185 bilden sich zwei Fronten. Zunächst bildet sich eine Lösemittelfront aus, vor der eine Phase von
186 tensidfreiem mobilisiertem NAPL entsteht. Hinter der Lösemittelfront wird der noch vorhandener
187 Schadstoff solubilisiert und folgt dann dem mobilisierten NAPL als zweite Front.
188 Die Mobilisierung nimmt umso mehr zu, je höher die Tensidkonzentration steigt. Dabei fällt die
189 Grenzflächensspannung immer weiter ab. Bei einer Grenzflächenspannung von $0$ wird die vollständige
190 Mischbarkeit erreicht. An diesem Punkt  fallen die zwei Fronten zu einer zusammen und der
191 Schadstoff wird vollständig mobilisiert.
192 Eine Solubilisierung ist ganz ohne Mobilisierung nicht möglich. Das liegt daran, dass unabhängig
193 von der Tensidkonzentration bei der Injektion der Spüllösung immer ein lokales Maximum entsteht,
194 also eine Lösemittelfront. Dies wird aber etwas reduziert durch Effekte wie Dispersion,
195 Massenaustausch und ungleichmäßige Verteilung des NAPLs da die Fronten durch sie unscharf werden.
196 (Abbildung 2.2) \cite{Falta}
197
198 Die Phasendiagramme lassen sich in verschiedene Typen unterteilen.  Die hier betrachteten werden
199 nach Winsor als Typ II-Systeme bezeichnet. Dies lässt sich noch weiter unterscheiden: löst sich das
200 Tensid bevorzugt in Wasser erhält man ein Typ II(-)-System mit fallenden Konoden, löst sich das
201 Tensid besser im NAPL erhält man ein Typ II(+)-System mit steigenden Konoden. Für Typ II(-)-Systeme
202 ist die Solubilisierung die häufigste Art der Sanierung.
203 \cite{Falta}
204
205
206 \begin{figure}
207 \centering
208 \includegraphics[scale=0.75, trim=0cm 15cm 5cm 2cm]{bilder/Falta}
209 \caption[Sättigungsprofile]{Sättigungungsprofile bei eindimensionaler Stömung für (a)
210 Tensidkonzentration oberhalb der kritischen Konode und (b) Tensidkonzentration unterhalb der
211 kritischen Konode}
212 \end{figure}
213
214
215
216 %Warum macht der Arsch das Bild ÜBER den Text????
217 %\begin{figure}
218 %\centering
219 %\includegraphics[scale=0.75, trim=0cm 12cm 0cm 3cm]{bilder/Ternaeres_System.png}
220 %\caption[Phasendiagramm]{Ternäres Phasendiagramm (Winsor TypII-), verändert nach Falta 1998}
221 %\end{figure}
222
223
224 \begin{figure}
225 \centering
226 \includegraphics[scale=0.9]{bilder/Ternaeres_System.png}
227 \caption[Phasendiagramm]{Ternäres Phasendiagramm (Winsor TypII-), verändert nach Falta}
228 \end{figure}
229
230
231 \section{Tenside}
232
233 Tenside zeichnen sich durch charakteristische Eigenschaften aus. Die wichtigste ist, dass sie
234 amphiphil sind, das heißt ein hydrophiles (wasserliebendes, polares) und ein lipophiles
235 (fettliebendes, unpolares) Ende haben. Tenside versuchen immer sich an Oberflächen bzw.
236 Grenzflächen zwischen polaren und nicht polaren Stoffen anzulagern, so dass sich beide Enden des
237 Tensids in der jeweils bevorzugten Phase befinden. In Wasser z.B. lagern sich die Tenside so an der
238 Wasseroberfläche an, dass der hydrophile Teil des Tensides ins polarere Wasser und der lipophile
239 Teil in die weniger polare Luft ragt. %Damit wird die freie Systemenergie minimiert.
240 Durch das Anlagern der Tensidmoleküle an Grenzflächen wird die Grenzflächenspannung erniedrigt und
241 dadurch der Übergang zwischen den zwei nicht mischbaren Phasen erleichtert. Das Tensid wirkt
242 lösungsvermittelnd.
243
244 Wird in ein solches stabiles System weiter Tensid zugegeben, finden die Tensidmoleküle nach
245 überschreiten einer bestimmten Konzentration, der kritischen Mizellkonzentratrion (CMC), keinen
246 Platz mehr an der Grenzfläche. Stattdessen schließen sie sich in kugelförmigen Gebilden (Mizellen)
247 zusammen, so dass alle polaren Enden nach außen ins Wasser und alle unpolaren Enden nach innen
248 zeigen. Ab diesem Punkt tritt der lösungsvermittelnde Effekt deutlich ein: Die Tensidmoleküle
249 lagern sich mit dem unpolaren Teil um die Schadstoffmoleküle an, um sich dann als Mizellen im
250 polaren Wasser aufzuhalten.
251
252 Der gleiche Effekt tritt auch auf, wenn man sich das Tensid bevorzugt in einer unpolare Flüssigkeit
253 löst. Dann sind die Enden genau umgekehrt ausgerichtet, also die polaren Enden nach innen und die
254 unpolaren nach außen gerichtet (inverse Mizellen).
255 Der Effekt der Mizellbildung kann genutzt werden, um zwei nicht mischbare Stoffe miteinander zu
256 mischen. Im Mizellinneren können unpolare Stoffe eingeschlossen sein, während sich die Mizellen
257 durch ihr polares Äußeres sehr gut in Wasser lösen.
258 Erhöht man nun den Tensidgehalt weiter, bilden sich mehr Mizellen und die Löslichkeit des unpolaren
259 im polaren Stoff steigt an.
260
261 Es ist aber auch möglich das beide Systeme, Mizellen und inverse Mizellen, gleichzeitig in einem
262 NAPL-Wassergemisch existieren. In einem solchen Fall teilen sich die Tensidmoleküle zwischen
263 polarer und unpolarer Phase auf, abhängig von der relativen Löslichkeit des Tensids.
264 Löst sich das Tensid in beiden Phasen etwa gleich gut, kann Mittelphasenmikroemulsion entstehen.
265 Dabei liegen dann Mizellen und inverse Mizellen gleichzeitig vor. Es existieren dann drei Phasen:
266 Die Wasserphase, die NAPL-Phase und die Mittelphase.  Ein Richtwert für diese Verteilungsbeziehung
267 ist der HLB-Wert (Hydrophilic-Lipophilic-Balance). Tenside mit hohem HLB (ca. 20) sind gut
268 wasserlöslich, während Tenside mit kleinem HLB (ca. 5) sehr gut fettlöslich sind. Durch Änderungen
269 der Systembedingungen ist es aber möglich ein eigenlich eher wasserlösliches Tensid vermehrt in der
270 NAPL-Phase zu lösen. Dieser Effekt lässt sich zum Beispiel durch die Zugabe von Salz (bei ionischen
271 Tensiden) oder Änderung der Temperatur erreichen. \cite{Sabatini}
272 Ist der HLB so eingestellt, dass sich das Tensid in beiden Phasen gleich gut löst, bildet sich eine
273 Mittelphasen-Mikroemulsion. Da sich das Tensid in keiner Phase bevorzugt löst, sich aber auch nicht
274 alle Moleküle sich an der Grenzfläche zwischen den Phasen anlagern können entsteht eine neue,
275 dritte Phase. Hier ist nun theoretisch das ganze Tensid, sowie Anteile von Öl und Wasser enthalten,
276 während die Öl- und Wasserphase kein Tensid enthalten. Die Grenzflächenspannungen zwischen der
277 Mittelphase und den beiden Randphasen (Wasser und NAPL) sind extrem niedrig, so dass der Übergang
278 von Molekülen in die Mittelphase stark erleichtert wird.
279 %Mittelphasenmikroemulsion zeichnen sich durch eine extrem niedrige Grenzflächenspannung zu Öl- und
280 Wasserphase und einen sehr hohen Solubilisierungsgrad (Supersolubilisierung) aus. Desweiteren
281 verhält sie sich nicht wie eine gewöhnliche Emulsion, die sich nach einiger Zeit entmischt, sondern
282 ist thermodynamisch stabil.
283
284 %Die Einteilung der mizellaren Systeme erfolgt nach Winsor in Typ I (Mizellen, Öl in Wasser), Typ
285 %II (inverse Mizellen, Wasser in Öl) und Typ III (Mittelphasenmikroemulsion).
286
287
288 \begin{figure}
289 \includegraphics[scale=0.75, trim=1.2cm 10cm 0cm 0cm]{bilder/Tensidsysteme}
290 \caption[Tensidsysteme]{Schematische Darstellung von Tensidsystemen:  Inverse Mizellen (Winsor Typ
291 II+), Mizellen (Winsor Typ II-) und Mittelphasenmikroemulsion (Winsor Typ III)}
292 \end{figure}
293
294
295 \subsection{Aufbau}
296
297 Tenside setzen sich aus einem polaren (hydrophilen) und einem unpolaren (hydrophoben) Teil
298 zusammen. Der polare Teil enthält eine funktionelle Gruppe. Anhand dieser unterscheidet man
299 nichtionische, anionische, kationische und amphotere (zwitterionische) Tenside.
300 Nichtionische Tenside enthalten keine dissoziierbaren funktionellen Gruppen, daher trennen sie sich
301 beim lösen in Wasser nichtwie ionische Tenside in Ionen auf. Als polare Gruppen sind Hydroxy- 
302 $(-OH)$ und Ethergruppen $(-O-)$ vertreten. Durch den stark elektronegativen Sauerstoff wird das
303 hydrophile Molekülteil polarisiert, wodurch die Eigenschaften der nichtionischen Tenside der denen
304 der anionischen ähneln.  Der unpolare Anteil ist hier oft ein Fettalkohol oder Oktyl- bzw.
305 Nonylphenol.
306 Anionische Tenside enthalten eine negativ geladene funktionelle Gruppe. Typisch sind Carboxylate
307 $(-COO^-)$, Sulfonate $(-SO_3^-)$ oder Sulfate $(-OSO_3^-)$. Unpolarer Teil ist in der Regel ein
308 Alkylrest.
309 Kationische Tenside enthalten eine positiv geladene funktionelle Gruppe, meist eine quartäre
310 Ammoniumgruppe $(R_4N^+)$. Die unpolaren Alkylreste sind um die Ammoniumgruppe herum angelagert.
311 Amphotere Tenside enthalten sowohl eine negative, als auch eine positive funktionelle Gruppe.
312 Häufig ist eine Carboxylatgruppe  kombiniert mit einer quartären Ammoniumgruppe.
313
314 \subsection{Einfluss auf die Eigenschaften}
315
316 Die Löslichkeit von Tenside wird bei abnehmender Temperatur vom sogenannten Krafft-Punkt bestimmt.
317 Unterhalb einer für das Tensid spezifischen Temperatur wird die Löslichkeit des Tensids in Wasser
318 so klein, dass die CMC nicht erreicht wird.
319 Die Löslichkeit nichtionischer Tenside wird bei steigender Temperatur vom Cloud-Punkt bestimmt.
320 Oberhalb einer spezifischen Temperatur trennen sich Tensid und Wasser, die Lösung trübt sich. Die
321 trübe Phase besteht aus Mizellen die aufgrund von verstärkten Wechselwirkungen kondensiert sind.
322 Bei ionischen Tensiden wird dieses Effekt nicht beobachtet, da hier eine elektrostatische Abstoßung
323 zwischen den Mizellen stattfindet. \cite{Memminger}
324 Ein weiterer Effekt ist die Ausfällung von anionischen Tensiden durch Bildung von sogenannten
325 Kalkseifen. Diese unlöslichen Verbindungen entstehen vor allem durch eine Reaktion des Tensids mit
326 den zweiwertige Kationen der Erdalkalimetalle.
327
328
329 %\subsection{Wirkungsweise}
330
331 %Durch das Anlagern der Tensidmoleküle an Grenzflächen wird die Grenzflächenspannung erniedrigt und
332 %dadurch der Übergang zwischen den zwei nicht mischbaren Phasen erleichtert. Das Tensid wirkt
333 %lösungsvermittelnd. Deutlich wird dieser Effekt nach Überschreitung der CMC. Tensidmoleküle lagern
334 %sich mit dem unpolaren Teil um die Schadstoffmoleküle an um sich dann als Mizellen im polaren
335 %Wasser aufzuhalten. Löst sich das Tensid in beiden Phasen etwa gleich gut, kann
336 %Mittelphasenmikroemulsion entstehen. Dabei liegen dann Mizellen und inverse Mizellen gleichzeitig
337 %vor. Es existieren dann drei Phasen: Die Wasserphase, die NAPL-Phase und die Mittelphase.
338 %Die Grenzflächenspannungen zwischen der Mittelphase und den beiden Randphasen (Wasser und NAPL)
339 %sind extrem niedrig, so dass der Übergang von Molekülen in die Mittelphase stark erleichtert wird.
340 %Aus diesem Grund ist das Solubilisierungspotential so groß. Mikroemulsionen sind thermodynamisch
341 %stabil, sie trennen sich nicht wie Makroemulsionen nach einiger Zeit wieder auf. Durch die hohe
342 %Stabilität lassen sie sich wie eine einzelne Phase behandeln.
343 %Tenside können aufgrund ihrer Eigenschaften die Auflösung des Schadstoffs beschleunigen
344 %(Solubilisierung) oder es durch herabsetzen seiner Grenzflächenspannung zum fließen bringen
345 %(Mobilisierung).
346
347
348
349 %\section{Randbedingungen}
350
351 %Kalkseifen: Unlöslicher Nierderschlag von anionischen Tensiden mit Erdalkali-Kationen
352
353 %\subsection{Bodeneigenschaften}
354
355 %\subsektion{Grundwasserchemie}
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